offener Brief vom Kreisrat der Grünen Matthias Schwinger
Sehr geehrter Herr Landrat Sibler,
die Windenergiekarte Energieatlas Bayern zeigt, dass wir im Landkreis Deggendorf kein installiertes Windrad haben (PNP, 09.08.2022). Zeitgleich haben wir jedoch auf den Bergrücken des Vorderen Bayerischen Waldes genügend Wind, um kostengünstigen Windstrom zu erzeugen. Bereits vor ca. 10 Jahren gab es Planungen eines Tochterunternehmes des Bayerischen Bauernverbandes für einen Windpark im Landkreis Deggendorf mit einer Leistung von über 30 MW. Der damalige Landrat Christian Bernreiter reduzierte bei der Regionalplanung die Flächen für die Windkraftnutzung jedoch deutlich. Diese Veränderung verhinderte den Ausbau der Windkraft und damit die Energiewende im Landkreis Deggendorf nachhaltig.
Windräder könnten den Strom für tausende Haushalte, für Wärmepumpen, die Industrie oder für E-Autos produzieren. Windkraft hat unter anderem den Vorteil, dass sie antizyklisch zu Sonnenstrom ist. Vor allem in der dunklen Jahreszeit gibt es viel Wind, nachts mehr, als am Tag. Die Summe aus Sonnenstrom und Windstrom ist über das Jahr gerechnet fast immer gleich.
Ein guter Grund für die kommunale Akzeptanz: Durch die im vergangenen Jahr eingeführte Neuregelung können Städte und Gemeinden im Umkreis von 2500 Metern um eine neue Windenergieanlage über 20 Jahre lang mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde erzeugten Windstroms am Ertrag beteiligt werden. Für die Anlage in Schiederhof/Lkr. Straubing bedeutet das jährlich rund 14 000 Euro. Davon gehen 72 Prozent an die Gemeinde Wiesenfelden, 26 Prozent an die Stadt Wörth und 2 Prozent an die Gemeinde Rettenbach. So lässt sich effizient sauberer Ökostrom erzeugen, ohne den Wald in seiner zentralen Funktion zu beeinträchtigen. Die beiden Windräder versorgen derzeit ca. 5 500 Haushalte mit Strom.
Als Deggendorfer Kreisrat und gelernter Elektroniker bin ich der Meinung, dass wir auch in unserem Heimatlandkreis Deggendorf Windräder brauchen, da diese günstigen und regenerativen Strom für Industrie, Handwerk und Haushalte erzeugen. Der Strom von Windanlagen wird zu Kosten von ca. 4 – 7 Cent pro kWh erzeugt. Damit steht jedes Windrad für nachhaltige Arbeitsplätze und für Wohlstand.
Sehr geehrter Herr Landrat Sibler, packen Sie gemeinsam mit den Bürgermeister*innen in unserem Landkreis aktiv die Energiewende an und besuchen Sie die Windräder im Nachbarlandkreis Straubing-Bogen. Ein solcher Besuch baut Vorurteile gegen Windräder ab und zeigt, dass auch in Niederbayern das Generieren von Windstrom möglich ist. Die neueste Generation von Windrädern ist leise und der Vogelschutz ist durch automatische Abschalteinrichtungen gewährleistet. Wind und Sonne gehören niemandem und stehen unbegrenzt zur Verfügung. In der Nutzung der Photovoltaik ist Niederbayern bayernweit führend. Bitte sorgen Sie als Landrat dafür, dass unser Landkreis Deggendorf zügig und massiv in den Ausbau der Windenergie investiert, um auch in diesem Bereich einen Spitzenplatz innenhalb Bayerns einzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Schwinger
Kreisrat