Was war zuerst da?
Zum Artikel „Die Leiden der Landwirtschaft“ vom I. November“:
Leider war zu der Diskussion nur die Regulierungs-Skeptiker-Fraktion geladen. Sprach Herr Minister Rainer mehrfach über die Umweltverbände, wäre es doch schön gewesen, für eine ausgeglichene Debatte auch deren Positionen zu hören. So aber diente die Veranstaltung eher der Meinungsverstärkung innerhalb der eigenen Blase. Was aber bei all den Diskussionen über Bürokratieabbau wieder unterschlagen wurde: All die Regulierungen sind ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern haben Ursachen.
Was war zuerst da, Wegsehen bei der Kinderarbeit oder das Lieferkettengesetz?
Schwarze Kassen in Restaurants oder die Bonpflicht?
Nitratverseuchte Böden oder die Düngerichtlinie?
Es wurde in der Diskussion mehrfach auf Vertrauen in die Bauern verwiesen. Doch die Erfahrungenzeigen: Sobald Lücken vorhanden sind, werden sie genutzt – allen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz. Und da hilft auch nicht der Verweis auf die .schwarzen Schafe‘. Wir sind alle Teil davon. Statt die Nitratbelastung und ihre Folgen zu akzeptieren, wird gegen die Zahl der Messstellen gewettert.
Zwischen den Feldern sind inzwischen die früher üblichen wilden Blühstreifen für Vögel, Hasen und andere Ungeziefer fernhaltende, natürliche Helfer komplett verschwunden. damit auch der letzte Quadratmeter genutzt werden kann. Und wenn die deshalb notwendigen Pestizide reguliert werden, ist das Geschimpfe über Brüssel wieder groß.
Die Liste solcher Beispiele ist lang. Wenn wir uns wieder darauf besinnen, dass wir nur ein Teil der Umwelt sind und die Belange von Artenvielfalt und Klimaschutz nicht nur störendes Beiwerk sind, sondern elementarer Bestandteil unseres Daseins; sprich wenn der gesunde Menschenverstand und das Gemeinwohl wieder über die persönliche Maximierung siegt, dann werden wir auch wieder eine Chance auf weniger Regulierung haben. Dafür müssen wir aber alle in Vorleistung gehen.
„Vertrauen will verdient werden.“
Sebastian Damm, Bernried
Gesetzlich versichert? Kein Termin im Landkreis!
Die Idee, eine App zur Frauengesundheit zu entwickeln, ist an sich begrüßenswert. Digitale Angebote können Frauen unterstützen – doch im Landkreis Deggendorf dürfen sie nicht als Feigenblatt dienen, um die völlig unzureichende ärztliche Versorgung zu kaschieren.
Fakt ist: Es gibt hier keine Frauenärztin oder keinen Frauenarzt mehr, der neue Patientinnen aufnimmt. Insbesondere gesetzlich versicherte Frauen haben praktisch keine Chance auf einen Termin im Landkreis.
Wer eine private Krankenversicherung hat, kommt zwar mit Glück noch irgendwo unter – aber für die Mehrheit der Frauen bedeutet das, weite Wege, teils bis nach Regensburg, auf sich nehmen zu müssen. Das ist untragbar und gefährlich, weil Erkrankungen so viel zu spät erkannt werden.
Eine App, die Tipps zu Regelschmerzen oder Hitzewallungen gibt, ersetzt keine ärztliche Untersuchung. Solches Wissen wird ohnehin seit Generationen von Mutter zu Tochter und unter Freundinnen weitergegeben. In digitale Form gegossen, ist das zwar nett, aber löst nicht das eigentliche Problem: Es fehlen reale ärztliche Ansprechpartner*innen.
Wenn künstliche Intelligenz in der Frauengesundheit sinnvoll eingesetzt wird, dann bei der Unterstützung von Diagnosen – etwa beim Erkennen von Brustkrebs auf Röntgen- oder Mammografiebildern. Solche Anwendungen können Ärztinnen und Ärzte entlasten und die Versorgung verbessern. Was wir aber nicht brauchen, sind Apps, die Patientinnen von ärztlicher Betreuung fernhalten.
Deshalb: Die App mag ein Zusatz sein. Aber sie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Landkreis Deggendorf dringend wieder eine verlässliche medizinische Grundversorgung brauchen.
Leserbrief von Sabine Peters, veröffentlicht in der Deggendorfer Zeitung am 20. Oktober 2025 zum Artikel „Frauengesundheits-App“ vom 29. September 2025
Die wahren Kosten des Ausbaus der A3 bei Deggenau
Inzwischen haben wir mindestens 3 Beispiele für Großprojekte, die dreimal so teuer wurden wie angekündigt: Stuttgart 21, Flughafen BER und zweite S-Bahn-Stammstrecke München.
Mit dem Ausbau der A3 zwischen Deggendorf und Hengersberg ist das sicher genau so. Es gibt ein Beispiel, das gerade vor der Realisierung steht: nämlich die Brücke der A40 über den Rhein. Sie hat ziemlich genau die selbe Länge wie der geplante Neubau der A3 bei Deggenau, allerdings ist sie nur vier- und nicht sechsspurig. Gerade musste die Kostenberechnung für diese Brücke auf mindestens! 500 Millionen erhöht werden.
Rechnet man die Kosten der A3-Brücke entsprechend ihrer größeren Breite hoch, nämlich zwei Brücken mit je drei Spuren + Seitenstreifen zu einer Brücke mit 4 Spuren + Seitenstreifen, so ergibt sich für die A3-Brücke die Summe von 770 Millionen! Dazu kommen sowohl die Abrisskosten wie die Erweiterung von ca. 10 km Autobahn, so dass man unterstellen kann, dass zum Schluss 900 Millionen nicht reichen werden. Dafür nimmt man 10 Jahre Bauzeit mit endlosen Staus und verheerenden ökologischen Folgen in Kauf und am Schluss hat man die heutigen Staus nur ans Ausbauende verlagert!
Ein km Gleis kostet bestenfalls 3 Millionen €, man kann also 300 km Schiene statt des Autobahnausbaus herstellen oder elektrifizieren (ein zweites Gleis Plattling – Landshut ist ca. 60 km lang). Das wäre auch die beste Stauvermeidung!
Ernst Friedl, Dipl.-Ing. Bau
Frust im Maschinenraum
… die Menschen haben Angst vor Veränderung, denn sie hören ja dauernd, dass klimagerechtes Wirtschaften Arbeitsplätze kostet – es ist das Credo einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, bei der nur die ganz Reichen ganz schnell immer noch reicher werden.
Ich finde es infam, wenn Menschen unterstellt wird, nur wieder ihre moralische Überlegenheit demonstrieren zu wollen, wenn sie nach neuen, „grünen“ Wirtschaftsmodellen suchen und Verhaltensweisen probieren, die sich die kleinen Leute nicht leisten können!
Die Zeche für unseren Kohlehunger und Öldurst ist nicht bezahlt, und jedes Jahr, in dem wir nichts ändern, wird sie teurer. Wer bezahlt? Es ist Erkenntnis hauptsächlich der Grünen, dass die ökologische Krise auch eine soziale ist!
Aber wer radikalisiert sich denn wirklich?
Die AFD hat ihre Anhänger hauptsächlich auf dem Land, besonders in Ost- und Nordostbayern. Und es sind nicht die ganz kleinen Leute, sondern, die, welche es zu etwas gebracht haben. Das bemessen sie an sehr simplen Statussymbolen, an denen sie ihr Ansehen festmachen. …
Das Toskanahaus im unkrautfrei gespritzten Rasen, wenig energieeffizient, der SUV vor der großen Garage für die Hausfrau, der hochmotorisierte Schlitten der männlichen Jugend, der Anspruch, alles motorisiert zu erledigen. Das sind die Statussymbole, die nun von grün denkenden Menschen in Frage gestellt werden. Da sehen viele Rot bei Grün: es kann doch nicht falsch sein, wofür man sich so angestrengt hat!
Freilich, die Statussymbole werden von der Oberschicht geprägt, von dort müsste auch die Veränderung ausgehen.
Ernst Friedl, Dipl.-Ing., Deggendorf