Auszüge aus der Enzyklika von Papst Franziskus
In den letzten Kapiteln dieses Abschnittes der Enzyklika geht es um die Verteilung der Kosten, die unsere Wirtschaftsweise mit sich bringt. „Dienstleistungen“ und Ressourcen von Natur und Umwelt wie sauberes Wasser werden rücksichtslos benutzt oder ausgebeutet, miserable Arbeitsbedingungen und Ausbeutung durch Niedrigstlöhne in den Ländern, die wichtige Rohstoffe besitzen oder ein Heer von rechtlosen Arbeiter*innen beherbergen zementieren Armut, Korruption und organisierte Kriminalität. Ganz allgemein: Kosten werden möglichst sozialisiert, die Gewinne privatisert.
195.
Das Prinzip der Gewinnmaximierung, das dazu neigt, sich von jeder anderen Betrachtungsweise abzukapseln, ist eine Verzerrung des Wirtschaftsbegriffs: Wenn die Produktion steigt, kümmert es wenig, dass man auf Kosten der zukünftigen Ressourcen oder der Gesundheit der Umwelt produziert; wenn die Abholzung eines Waldes die Produktion erhöht, wägt niemand in diesem Kalkül den Verlust ab, der in der Verwüstung eines Territoriums, in der Beschädigung der biologischen Vielfalt oder in der Erhöhung der Umweltverschmutzung liegt. Das bedeutet, dass die Unternehmen Gewinne machen, indem sie einen verschwindend kleinen Teil der Kosten einkalkulieren und tragen. Als ethisch könnte nur ein Verhalten betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen Kosten für die Nutzung der allgemeinen Umweltressourcen offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen Generationen“. Die zweckgebundene Rationalität, die nur eine statische Analyse der Wirklichkeit im Hinblick auf die aktuellen Bedürfnisse liefert, ist sowohl im Spiel, wenn es der Markt ist, der die Mittel zuteilt, als auch wenn dies ein planwirtschaftlich geführter Staat tut.
196.
Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. Oft ist die Politik selbst für den Verlust ihres Ansehens verantwortlich, aufgrund von Korruption oder wegen des Mangels an guter öffentlicher Politik. {…]
Wenn die Politik nicht imstande ist, eine perverse Logik zu durchbrechen, und wenn auch sie nicht über armselige Reden hinauskommt, werden wir weitermachen, ohne die großen Probleme der Menschheit in Angriff zu nehmen. Eine Strategie für eine wirkliche Veränderung verlangt, die Gesamtheit der Vorgänge zu überdenken, denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur zugrunde liegt. Eine gesunde Politik müsste fähig sein, diese Herausforderung anzunehmen.
198.
Die Politik und die Wirtschaft neigen dazu, sich in Sachen Armut und Umweltzerstörung gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Was man jedoch erwartet, ist, dass sie ihre eigenen Fehler erkennen und Formen des Zusammenwirkens finden, die auf das Gemeinwohl ausgerichtet sind. Während die einen nur verzweifelt nach wirtschaftlicher Rendite streben und die anderen nur besessen darauf sind, die Macht zu bewahren oder zu steigern, haben wir als Ergebnis Kriege oder unlautere Vereinbarungen, bei denen es beiden Teilen am wenigsten darum geht, die Umwelt zu schützen und für die Schwächsten zu sorgen. […]
übrigens … heute, 29.7., ist Erd-Überlastungstag, was bedeutet, dass die jährlich erneuerbaren Ressourcen unserer Erde – wie beispielsweise aus dem Fischfang – heute verbraucht sind. Ab heute bis zum Jahresende leben wir also „auf Pump“. Wir verfrühstücken unsere Zukunft. Bezogen nur auf Deutschland wäre dieser Tag schon Ende Mai gewesen, wir in Deutschland verschulden uns also auch noch bei den ärmeren Ländern und fressen deren Anteil auch noch …